Zuhause wohlfühlen – Raumgestaltung für Hochsensible

Raumgestaltung für Hochsensible - stolpergeister.de

Besonders nach langen Bürotagen freue ich mich auf nichts mehr, als mich zuhause in eine flauschige Decke zu wickeln, mein Gesicht zwischen den Sofakissen zu vergraben und den Rest des Abends in bunte Pinterest-Welten abzutauchen. 

Es entspannt mich zutiefst, mir wilde Bauerngärten, krumme Keramik und knittrige Leinentücher auf schweren Holztischen anzusehen, mich in diese minimalistisch eingeräumten Häuser hineinzudenken und dabei so viel Leichtigkeit zu empfinden. 

Verlasse ich diese Welt, sitze ich wieder auf meinem Sofa, zwischen zerknüllten Taschentüchern, verkümmerten Pflanzen und bunt zerwürfelten Regalen. Meine Wohnung ist der Ausdruck meiner Überforderung, meines mangelnden Antriebs. Und gleichzeitig trägt sie weiter dazu bei, dass ich mich überwältigt fühle von all den Ichmüsstedochmals und den Acheswäreschonschönwenns. 

Als introvertierter und hochsensibler Mensch verbringt man viel Zeit in den eigenen vier Wänden. Sie sind unsere Komfortzone, unser Schutzraum, unsere Akkuladestation. Keinem anderen Ort sollten wir mehr Aufmerksamkeit schenken, um uns dort vollends wohl zu fühlen.

Dabei gibt es aber auch einiges zu beachten, denn unsere Hochsensibilität stellt zusätzliche Anforderungen an ein gemütliches Wohlfühl-Zuhause.

Darum braucht es eine Raumgestaltung für Hochsensible

Welche besonderen Eigenschaften Hochsensible mitbringen, erkläre ich dir in diesem Beitrag. Wir wollen einen Wohnraum schaffen, der Rücksicht auf unsere erhöhte Sensibilität nimmt und gleichzeitig Ruhe, Kreativität und Leichtigkeit verkörpert. Im Einzelnen ergeben sich daraus folgende Anforderungen an die Raumgestaltung:

👉 Reduzierte Reize
Damit wir wirklich zur Ruhe kommen können, sollte unsere Wohnung so wenig Reize wie möglich aussenden. Laute Farben, starke Kontraste, intensive Gerüche… das alles fordert unsere Aufmerksamkeit, wirkt auf unsere Stimmung und sorgt für unterbewussten Stress.

👉 Raum für Ruhe und Erholung
Wir benötigen häufiger und intensivere Ruhepausen, um alle Eindrücke des Tages zu verarbeiten und unseren Akku wieder aufzuladen. Unsere Wohnung sollte den Raum und die Atmosphäre dafür schaffen.

👉 Rückzug und Privatheit
Besonders wenn man Mitbewohner hat, ist es wichtig, sich in der eigenen Wohnung feste Orte für Rückzug und Privatheit zu schaffen. Mal die Tür zuziehen, ganz für sich sein. Diesen Punkt vergessen wir besonders häufig.

👉 Stimmung und Stimulation
Unsere intensive Wahrnehmung der Umgebung ist natürlich nicht nur ein Nachteil. Hochsensible Menschen nehmen Stimmungen besonders gut wahr und können die Atmosphäre eines Raumes bis in die Tiefe spüren. Unsere Liebe für Schönheit, Kunst und Natur sollte sich auch in unseren Wohnräumen widerspiegeln.

👉 Den eigenen Bedürfnissen entsprechend
Ich habe meine ersten Wohnungen so eingeräumt, wie ich es gelernt und bei anderen gesehen habe. Bis ich irgendwann verstand, dass mein Alltag anders ist und sich meine Wohnung dem anpassen muss. Egal ob du gerne kreativ arbeitest, Sport machst oder dich im Gaming vertiefst – gib deinen Leidenschaften und Interessen den angemessenen Raum.

Bestimme deine individuellen Anforderungen

Mit diesem kleinen Anforderungskatalog haben wir schon eine gute Grundlage, um uns zu überlegen, wie unsere Wohnung in Zukunft aussehen soll. Aber für jeden von uns verbirgt sich hinter diesen Anforderungen eine ganz eigene Interpretation. Was zählt, sind deine ganz eigenen Bedürfnisse, Vorstellungen und Ideen. Also schnapp dir Zettel und Stift und überlege dir, wie du diesen Anforderungen in deiner Wohnung am besten gerecht werden kannst. Folgende Fragen, sollen dir dabei helfen:

Welche Bereiche verursachen in dir Unruhe?
Unruhe kann durch unterschiedliche Elemente hervorgerufen werden. Das können chaotische Plätze sein, unpraktische Schränke oder ewig unerledigte Aufgaben. Nimm all diese Orte in deiner Wohnung in einer Liste auf, mit ihnen solltest du später als erstes beginnen.
🌟Ziel: Einfachheit und Ruhe in der Wohnung schaffen

Was macht mich aus, ist mir wichtig?
Deine Wohnung ist ein Ausdruck deiner selbst. Ist sie chaotisch oder karg eingerichtet, wird sie immer im Widerspruch zu deiner komplexen Gefühlswelt stehen. Versetze dich in Situationen, in denen du Zufriedenheit, Wohlbefinden und innere Resonanz empfindest. Was macht diese Momente für dich aus? Wie kannst du das in deine Wohnung einbringen?
🌟Ziel: Persönlichkeit in der Wohnung widerspiegeln lassen

Was tue ich den ganzen Tag in meiner Wohnung?
Wir neigen dazu, Einrichtungsideen 1:1 zu kopieren oder unsere Wohnung für einen Menschen einzurichten, der wir gerne wären, aber nie sein werden. Sei ehrlich zu dir: wie nutzt du deine Wohnung? Wofür brauchst du Raum und Einrichtung? Und was würdest du wirklich gerne tun, hast dafür aber momentan vielleicht gar nicht die nötige Umgebung? In meinem Fall führte die Antwort auf die Frage zu einem riesigen Bastelregal in der Küche. Ungewöhnlich, ja, aber es entspricht dem was ich brauche und gerne tue. Seitdem komme ich viel häufiger dazu, meine Kreativprojekte umzusetzen.
🌟Ziel: Wohnung auf deinen Lebensstil anpassen

Welche Reize möchte ich schaffen?
Jeder bevorzugt andere Wege, um die eigenen Sinne anzusprechen. Magst du lieber Musik? Oder bevorzugst du Naturgeräusche? Gefällt dir der Duft von Kaffee oder bekommst du nicht genug vom Geruch deiner frisch gewaschenen Wäsche? Die Sinnesreize in unserer Wohnung nehmen wir eher unterbewusst wahr. Gerüche vernehmen wir nur im ersten Moment ihrer Entstehung, Musik klimpert irgendwann nur noch im Hintergrund. Deshalb sollten wir hier besonders achtsam sein, was uns gut tut und gefällt.
🌟Ziel: positive Reize in der Wohnung schaffen

Hast du auf alle Fragen deine Antworten gefunden? Super! Dann schreiten wir jetzt zur Tat. Gar nicht so einfach, ich weiß. Deshalb wollen wir auch keine großen Sprünge wagen, sondern uns in Kaffeebohnen-Schritten durch die Räume arbeiten.

Zur Tat schreiten

Anfangs habe ich auch ganz schön gezögert, mich der eigenen Wohnung zu widmen. Immer mal wieder habe ich mich daran versucht und dann schnell festgestellt, dass meine Energie und Zeit nicht ausreichen. Also mein erster wichtiger Tipp:

🐜 Nimm dir nicht zu viel vor

Am besten teilst du deine Wohnung in mehrere kleinere Bereiche ein, die gut in deinen freien Zeitfenstern zu schaffen sind. Ein Bereich kann ein ganzer Raum sein, eine Nische oder auch nur eine Schublade. Dein Zeitplan bestimmt, wie groß die Schritte werden. Die Aufgaben, die in den einzelnen Bereichen anstehen, können dann ganz unterschiedlich ausfallen. Eine Schublade muss vielleicht aufgeräumt, ein Wandregal neu lackiert und die Nische im Flur ganz anders eingerichtet werden. Nimm dir nur Aufgaben vor, die du dir auch selbst zutraust. Vielleicht kannst du dir auch Hilfe durch Freunde oder Nachbarschaftsnetzwerke organisieren. Leg die Schwelle für die Umsetzung aber nicht zu hoch an – lieber einfach denken.

🌈 Lass dich inspirieren

Du musst nicht bei Null starten. Lass dich durch Social Media, Pinterest oder die Bildersuche inspirieren. Finde heraus, was dir gefällt, in welchen Stilen du dich wiederfindest, welche Materialien zu dir passen. Aber Achtung! Tappe nicht in die Falle, deine Wohnung dann exakt genau so einzurichten. Behalte deine individuellen Bedürfnisse und Anforderungen im Blick.

Nicht nur beim Neueinrichten können dir inspirierende Inhalte helfen. Es gibt auch tolle Podcasts, Videos und Blogs, die sich mit dem Thema ausmisten, Minimalismus und Aufräumen beschäftigen. Ich hole mir hier immer gerne Tipps und Motivation, bevor ich loslege.

Hier eine kleine Sammlung:

Youtube-Kanal – Jelena: Videos zu Interior Design und unterschiedlichsten Putzmethoden

Blog – Haushaltsmuffel: ein Blog mit Tipps und Hacks für alle… ja Haushaltsmuffel eben

Podcast – Smarter Leben: Episode zu weniger Putzstress

Buch – Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags: für alle, die Feng Shui liegen und Aufräumen eher nicht

Blog – Belance Beauty Time: ausführliche Beiträge zum Thema harmonische Raumgestaltung für Hochsensible

🔋 Prüfe den Akkuladestand

 Nicht nur dein Staubsauger sollte vor jeder Aktion ausreichend aufgeladen sein, sondern auch du selbst. Wenn du dir ausreichend Zeit eingeplant hast, aber müde oder erschöpft bist, wirst du nicht viel Freude beim Umsetzen deiner Pläne haben.

Zudem läuft du Gefahr, neue Baustellen in deiner Wohnung zu schaffen, weil du vielleicht hochmotiviert einen Schrank ausräumst, dann aber nicht die Kraft aufbringst, ihn auch wieder einzuräumen. Behalte dein Energielevel also gut im Blick und mache ausreichend Pausen.

💪 Schaffe Tatsachen an antriebsstarken Tagen

Gerade in Zeiten, in denen es uns psychisch nicht gut geht, fällt es schwer in die Umsetzung zu kommen. Jeder Schritt wirkt dann wie eine riesige Hürde. Nutze deshalb antriebsstärkere Zeiten, um Tatsachen zu schaffen. Das bedeutet, die Dinge zu erledigen, die dich sonst von der Umsetzung abhalten.

Willst du zum Beispiel eine Wand streichen, kannst dich aber einfach nicht aufraffen zum Baumarkt zu fahren, dann schiebe diese Aufgabe bis du dich besser fühlst. Nutze Tage, an denen du dich gut fühlst, um die Bedingungen für die Umsetzung zu schaffen. Hast du dann mal wieder ein Tief und willst das Haus nicht verlassen, steht die Farbe schon bereit und du kannst dich ganz in die Aufgabe vertiefen, die dir Spaß macht.

Bei all den Tipps ist aber eines immer noch am wichtigsten: finde deinen ganz eigenen Weg. Bist du eher kreativ und arbeitest gerne handwerklich, dann nutze das für die Gestaltung deines Wohnraumes. Als Kopfmensch mit zwei linken Händen wirst du aber vermutlich wenig Freude daran finden, filigrane Makramee-Vorhänge zu knüpfen oder Blumentöpfe in Serviettentechnik zu bekleben. Vielleicht investierst du auch lieber etwas mehr Geld und lässt die Räume für dich gestalten. Mach es so, wie es für dich am besten passt. Hauptsache, am Ende fühlst du dich in deinem Zuhause pudelwohl 🐩

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Puh… gar nicht so einfach ins Anfangen zu kommen. Du willst wissen, warum uns Anfänge so schwer fallen und wie du am besten ins Tun kommst? Dann stolper mal hier rein.

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