Pechsträhnen Warum es sie gibt und wie wir sie wieder loswerden

stolpergeister - Was tun bei einer Pechsträhne

Gerade ist so eine Phase, in der ich mich am liebsten unter meiner Wolldecke auf dem Sofa verkriechen und die Zeit mit Katzenvideos totschlagen möchte. Nichts anfassen, keine Entscheidungen treffen – denn dann geht nur alles schief. Ich stecke mitten in einer Pechsträhne.

Die letzten Tage und Wochen habe ich immer wieder kleine und große Pannen erlebt, die mich viel Zeit, Nerven und Geld gekostet haben. Das Universum hat sich gegen mich gerichtet und ich bin ihm machtlos ausgeliefert. Doch woran liegt das eigentlich, dass manchmal einfach nichts funktionieren will? Und sind wir wirklich so machtlos, wenn eine Pechsträhne uns überkommt?

Warum haben wir manchmal so ein Pech?

Damit es nicht zu Missverständnissen kommt: in diesem Beitrag geht es nur um die kleinen Pannen des Alltags: ein verschütteter Kaffee, ein zerbrochenes Fenster, ein platter Fahrradreifen … schwere Schicksalsschläge und Lebenskrisen sind nicht als Pechsträhne zu verstehen – hier sollte immer professionelle Hilfe hinzugezogen werden.

Ein Unglück kommt selten allein. Diese Binsenweisheit bekommen wir oft zu hören, wenn wir unser Leid während einer Pechsträhne klagen. Aber wie kommt es, dass das Pech so hartnäckig an uns haftet? Es gibt verschiedene Theorien und tatsächlich auch einige Studien dazu. Zusammengefasst lässt sich die Frage mit den folgenden fünf Punkten beantworten:

🧐 Wir sehen nur unser Unglück

Hat uns das Pech einmal erwischt, wechseln wir in den Pechvogel-Modus. Wir ärgern uns so sehr über unser Unglück, dass wir in der darauffolgenden Zeit ganz genau hinschauen. War das eine einmalige Sache, oder lässt die nächste Panne nicht lange auf sich warten? Mit dieser Aufmerksamkeit auf die unglücklichen Fügungen unseres Lebens erscheint alles, was nicht so ganz glatt läuft, plötzlich wie ein Teil dieses düsteren Plans des Universums. Tatsächlich passiert und gar nicht viel mehr “Unglück” als sonst, nur unsere Aufmerksamkeit ist viel stärker darauf ausgerichtet.

🔮 Wir erfüllen unsere eigene Prophezeiung

Das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung stammt aus der Psychologie der 60er Jahre. Gehen wir davon aus, dass etwas nicht gelingt oder ein bestimmtes (negatives) Ereignis eintritt, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es auch genau so kommt. Denn unsere Gedanken beeinflussen unser Verhalten, unser Handeln und unser Umfeld.

Haben wir beispielsweise beim Wintersport schon vorher die ständige Sorge, uns verletzen zu können, dann wird sich diese Unsicherheit auf unser Fahrverhalten übertragen. Wir stehen wackeliger, wir sind unkonzentrierter … wir stürzen … ach was haben wir immer für ein Pech! Menschen, die besonders zu Pessimismus und Sorgen neigen, sind deshalb einer Studie zufolge auch häufiger von Pechsträhnen betroffen.

😈 Pech ist keine Strähne, sondern ein Teufelskreis

Die ersten zwei Punkte deuten es schon an: sind wir einmal in das Denkmuster des Pechvogels verfallen, geraten wir in einen regelrechten Teufelskreis des Pechs: wir erwarten ein schlimmes Ereignis und sorgen dadurch für sein Eintreten. Da es eingetreten ist, fühlen wir uns bestätigt und erwarten, dass uns als Pechvogel sicher bald wieder ein schlimmes Ereignis ereilt. Und immer so weiter. Dadurch kommen wir gar nicht mehr in die Versuchung, das Gute zu sehen, geschweige denn es durch unser Denken und Handeln in unser Leben zu lassen.

🫗 Unser Pech folgt einem Muster

Schaut man sich die erlebten Pannen mal genauer an, so stellt man möglicherweise fest, dass sie alle dem gleichen Muster folgen. Viele Pech-Momente entstehen durch getroffene Fehlentscheidungen oder ein bestimmtes Verhalten.

Ich habe beispielsweise bis heute nicht gelernt, vorher anzurufen oder wenigstens die Öffnungszeiten zu checken, bevor ich einen längeren Weg zu einem bestimmten Laden oder Restaurant zurücklege. So oft habe ich schon vor verschlossenen Türen oder ausgebuchten Lokalen gestanden. “Ich habe immer so ein Pech”, denke ich dann. Doch die Wahrheit ist: ich lerne einfach nicht aus meinen Fehlern.

👻 Wir harmonieren nicht mit unserem Umfeld

Besonders Stolpergeister neigen dazu, sich in ungeeigneten Umgebungen aufzuhalten. Und wie wir alle wissen: es kann kein Richtig im Falschen geben. Erleben wir also immer wieder Pechmomente, könnte es auch daran liegen, dass wir uns in einem Umfeld aufhalten, das nicht für uns gemacht ist.

Als eher verträumte Person wird man sich bei turbulenten Städtereisen vermutlich immer wieder verlaufen, beklauen und von wütenden Autofahrenden anhupen lassen, weil man mal wieder nicht genug aufgepasst hat. Nicht immer können wir uns aussuchen, wo wir sind und wer uns umgibt, aber auf der Suche nach der Ursache unseres Pechs kann es durchaus hilfreich sein, diese Aspekte mal genauer zu betrachten.

Sind wir also selbst verantwortlich für unser Pech?

Betrachtet man die Ursachen, könnte man fast meinen, wir seien selbst für unsere Pechsträhnen verantwortlich. Ist das denn tatsächlich so?

Auf der einen Seite: ja. Wie schon erwähnt, beeinflussen wir mit unseren Gedanken unser Handeln – und somit auch die daraus folgenden Konsequenzen. Lassen wir zu, immer vom Schlimmsten auszugehen und unser Pech als vom Universum gegebenes Schicksal zu betrachten, werden wir kaum einen Ausweg aus dem Unglücksrad finden. 

Um eine weitere Floskel zu dreschen: wir sind unserer eigenes Glückes Schmied:in. Wenn wir also wollen, dass es besser für uns läuft, müssen wir selbst aktiv werden

Auf der anderen Seite: nein. Denn je nachdem wie wir aufwachsen und welche Veranlagung uns in die Wiege gelegt wurde, fällt es uns mehr oder weniger leicht, das Pech in unserem Leben zu vertreiben und dem Glück nachzujagen. Vor allem wenn wir schon viele negative Erfahrungen gemacht haben, können Gedankenmuster so tief in uns verwurzelt sein, dass wir sie nur schwer aufspüren und schon gar nicht so einfach auflösen können.

Zusätzlich erschwert werden kann das Ganze durch die eigenen Lebensumstände, psychische oder körperliche Erkrankungen oder bestimmte Wesenszüge. Zudem ist unsere Gesellschaft sehr einseitig auf ein bestimmtes menschliches “Idealbild” ausgerichtet. Weicht man von diesem ab, werden einem automatisch mehr Stolpersteine in den Weg gelegt.

Doch das Bäuerlein sprach leis: Obs ein Unglück ist, wer weiß.
Morgen bin ich schlauer.

Gerhard Schöne

Dein Weg aus der Pechsträhne

Hat dich mal wieder eine Pechsträhne erwischt, gibt es nur ein wirklich wirksames Gegenmittel: Glücksgefühle. Sie scheinen sich in Unglückszeiten wie in Luft aufgelöst zu haben, doch sieh nochmal genauer hin. Hinter all dem Frust und Ärgernis, sieht man sie hervorblitzen. Die folgenden Schritte helfen dir dabei, deine Glücksgefühle hervorzuholen und die Pechsträhne damit zu durchbrechen:

🤡 Nimm es mit Humor

Wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass es mal nicht so ganz rund läuft. Und auch wenn du dich in diesem Moment gerade sehr darüber ärgerst, so weißt du doch insgeheim, dass es vorübergehen wird. Also warum nicht gleich darüber lachen? Über sich selbst zu lachen muss gelernt sein, wirkt sich aber besonders heilend auf eine verärgerte Seele aus.

🐦 Raus aus der Pechvogel-Rolle

„Immer ich“, „nie hab ich Glück“, „ich bin so ein Pechvogel“ – Schluss damit! Ja, was passiert ist, ist nicht schön. Und wenn das Schicksal kurz danach schon wieder zuschlägt, verliert man schnell den Glauben an das Gute. Aber zieh dir nicht gleich die Pechvogel-Rolle an, um in deinen Gedanken an dein Unglück zu versinken. Wenn du dich selbst immer nur als Pechvogel betrachtest, wird sich daran auch nichts ändern. Frag die lieber, was du tun kannst, damit es beim nächsten Mal besser läuft. Woran lag es denn wirklich, dass es nicht geklappt hat? Warst du vielleicht in letzter Zeit generell unkonzentriert und übereilt? Sieh die Pechsträhne als das, was sie ist: eine Phase und nicht deine Identität.

🍀 Stell dein Glück ins Rampenlicht

 Starte eine Gegenbewegung zum Unglücksrad. Dieses und jenes ist schiefgelaufen, ärgerlich, ja. Doch was ist hingegen alles gut gegangen? Seien es auch nur kleine Dinge, wie dass der Kaffee heute morgen besonders gut geschmeckt hat. Wenn man bedenkt, was an einem einzigen Tag so alles schief gehen könnte, läuft doch verdammt vieles richtig gut. Lenke darauf deinen Fokus und lass dich nicht in den Sog deiner negativen Gedanken ziehen. Ich verschone dich an dieser Stelle mit Dankbarkeits-Tagebüchern – finde deinen eigenen Weg, um deine Aufmerksamkeit stärker auf das Glück in deinem Leben zu lenken.

🛋️ Ruh dich nicht auf deinem Unglück aus

Nehmen wir unser Unglück als vom Universum gegeben, ist es auch leichter, sich darauf auszuruhen. Was soll ich schon tun? Es geht doch sowieso alles schief. Besser noch: wir ziehen uns lieber zurück, fassen nichts mehr an und begrenzen so den Schaden. Es ist auch völlig in Ordnung, es mal eine Zeit lang so zu handeln.

Aber wenn wir uns immerzu nur in unserem Schneckenhaus verkriechen, wird sich an der Gesamtlage nichts ändern. Steh auf, klopf den Staub ab und schreite entschlossen voran. Hab den Mut, wieder in ein Fettnäpfchen zu treten  – vielleicht stößt du ja auf Gold. Oder andere verdrehte Redewendungen. Du weißt, worauf ich hinaus will. 

💫 Schaffe dir Glücksmomente

Neutralisiere dein nicht enden wollendes Pech mit Momenten des Glücks. Was magst du gern, was erfreut dich, was tut dir jetzt gut? Statt im Groll zu verharren, mach dir selbst eine Freude. Und du wirst schnell merken, dass alles ja gar nicht so schlimm ist. Das oben zitierte Lied von Gerhard Schöne ist ebenfalls ein gutes Mittel gegen den Unglücks-Frust. Es erinnert daran, dass wir nicht wissen können, welche Bereicherung uns ein scheinbares Unglück bringen kann. Ich habe dieses Lied schon so verinnerlicht, dass es mir manchmal genügt, mir die Strophen ins Gedächtnis zu rufen  –  und schon ist alles nur noch halb so wild.

Alles leichter gesagt als getan, ich weiß. Wahrscheinlich ist es auch einfacher, diesen Beitrag zu lesen, wenn man nicht gerade bis zum Hals in einer Pechsträhne steckt. Ich hoffe, dir trotzdem ein paar nützliche Anregungen geben zu können, sodass sich die Gewitterwolken über dir schon bald verziehen. ⛅ Vielleicht hast du auch Lust bekommen, dir noch ganz eigene Methoden zu überlegen. Lass das Pech nicht die Überhand gewinnen, dann wird auch diese Phase vorüber gehen  –  viel Glück! 🍀

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Du willst mehr darüber erfahren, warum uns Anfänge manchmal so schwer fallen? Dann stolper doch mal hier rein.

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